Interessante Beobachtungen

Für Leserinnen und Leser mit wenig Zeit folgen hier die wichtigsten Beobachtungen, zu denen Forscher an Universitäten im Zusammenhang mit Glücksspielen gelangt sind:

  • Beinahe-Gewinne sprechen das Belohnungszentrum im Gehirn an.
  • Verbindungen zwischen einem Teil der Inselrinde und dem Nucleus accumbens können hemmend auf die Risikobereitschaft wirken.
  • Lichter und Sounds animieren Menschen nachweislich, risikobereiter zu spielen.
  • Online Casinos nutzen Beinahe-Gewinne und weitere Stellschrauben, um das Gehirn für ihre Zwecke zu beeinflussen.

Beinahe-Gewinne können Dopamin ausschütten

In einer Studie aus dem Jahre 2010 hat Dr. Luke Clark an der University of Cambridge überprüft, ob sich knapp verpasste Gewinne bei Spielerinnen und Spielern mit problematischem Spielverhalten im Gehirn auf ungewöhnliche Weise bemerkbar machen. Zu diesem Zweck hat Clarke mithilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT) die Gehirne von 20 Probanden untersucht, während diese Einsätze an einem Spielautomaten tätigten.

Dabei zeigte sich, dass Beinahe-Gewinne die gleichen Gehirnbereiche ansprechen wie Gewinne, obwohl die Belohnung ausbleibt. Bei Probanden mit problematischen Spielgewohnheiten hat sich dies stärker gezeigt.

Wie die Bildgebung bestätigte, war vor allem das Mittelhirn beteiligt – das Gehirnareal, welches hauptsächlich Dopamin freisetzt und Suchtverhalten beeinflusst. Beinahe-Gewinne hatten zudem Aktivitäten im Striatum zur Folge, einem Teil der Basalganglien, die etwa kognitive Funktionen lenken.

Gehirne von risikobereiten Spielerinnen und Spielern anders aufgebaut

Ein Forscherteam der Stanford University hat mithilfe der Diffusions-Tensor-Bildgebung untersucht, wie Nervenbahnen im Gehirn verlaufen. Dabei wurde eine Verbindung zwischen der Inselrinde und dem Nucleus accumbens gefunden. Je stärker die Verbindung, desto vorsichtiger agierten die Probanden im Experiment. Anscheinend wirkt das eher zurückhaltende Gehirnareal hemmend auf den Nucleus accumbens, der spielsüchtige Verhaltensweisen verstärkt.

In der Studie hat man den Teilnehmern 10 US-Dollar ausgehändigt. Aufgabe war es nun, mit dem ausgehändigten Geldbetrag Glücksspiele mit unterschiedlichen Auszahlungsquoten zu spielen. Ab und zu haben sich auch die weniger risikobereiten Spielerinnen und Spieler auf gefährliche Einsätze eingelassen – was zur Folge hatte, dass der vorsichtige Gehirnbereich im MRI nicht hell aufleuchtete, obgleich die oben beschriebene Verbindung stark ausgeprägt war. Anhand der Bildgebung waren die Wissenschaftler später in der Lage, das Spielverhalten exakt vorherzusagen.

Studienteilnehmern, bei denen die Verbindung zwischen den Gehirnbereichen weniger ausgeprägt war, hatten Schwierigkeiten, von risikobereiten Wetten abzulassen. Alles, was dazu beiträgt, diese Verbindung zu festigen, könnte demnach Spielerinnen und Spielern mit schwacher Impulskontrolle helfen.

Forschungen aus dem Jahre 2007 haben bereits gezeigt, dass Schädigungen der Inselrinde – zum Beispiel durch einen Schlaganfall – imstande sind, bei Rauchern das Verlangen nach Nikotin und somit die Tabakabhängigkeit gänzlich auszulöschen.

Effekte und Sounds ziehen Spielerinnen und Spieler in den Bann

An der University of British Columbia haben sich Forscher in einer Studie die Frage gestellt, inwiefern blinkende Lichter und Sounds von Spielautomaten das Spielverhalten verändern. Zu diesem Zweck hat man 100 Probanden gebeten, unter Laboraufsicht Glücksspielen zu frönen – ergänzt wurden die Spiele um Effekte und Geräuschquellen, die echte Video-Slots zum Einsatz bringen. Mittels Eye-Tracking hat man festgestellt, dass die Studienteilnehmer den Informationen zu den Gewinnchancen weniger Beachtung geschenkt haben, sobald Lichter und Sounds im Spiel waren. Zudem war eine Pupillenerweiterung festzustellen, wenn Gewinnkombinationen von der entsprechenden Soundkulisse begleitet wurden.

Audiovisuelle Reize scheinen demnach risikobereites Spielen zu fördern und vom verantwortungsvollen Spielen abzulenken. Anlass für die beschriebene Studie war ein ähnliches Experiment, das gezeigt hatte, dass auch Ratten eher bereit sind, Risiken in Kauf zu nehmen, sobald Lichter und Sounds Verwendung finden.

Welche Tricks wenden Online Casinos an?

Mit dem Willkommensbonus und dem Spielangebot versuchen Casino Seiten, Spielerinnen und Spieler für sich zu begeistern. Dazu kommen weitere Tricks, die verdeckt Prozesse im Gehirn auslösen und so das Spielverhalten prägen können.

VIP-Programm

Online Casinos haben oftmals ein Treueprogramm. Umsätze und Einzahlungen bringen Spielerinnen und Spielern Erfahrungspunkte ein, was letztendlich zu Level-Aufstiegen führt. Spielerinnen und Spieler erhalten Belohnungen, etwa einen Bonus oder Cashback, je weiter sie im VIP-Programm voranschreiten. Geschickt regt das Casino Spielerinnen und Spieler an, weitere Einsätze zu tätigen, um so das nächste Level zu erschliessen. Wer schon einige Level abgeschlossen hat, ist eher gewillt, die darauffolgenden Level in Angriff zu nehmen.

Gamification

Als Gamification werden Mechanismen bezeichnet, die Elemente aus Videospielen auf Online Spielotheken übertragen. Hierzu zählen Achievements, die man in Videospielen für bestandene Herausforderungen erhält und den Wiederspielwert steigern. Online Casinos verteilen Erfolge für durchgeführte Einzahlungen oder Umsätze an bestimmten Slots. In manchen Casinos sind Herausforderungen nur eine Woche gültig. Erfolge bescheren Spielerinnen und Spielern Punkte, mit denen sich im Shop Prämien erstehen lassen.

Illusorische Beinahe-Gewinne

Die erstgenannte Studie hat den Effekt von Beinahe-Gewinnen unter die Lupe genommen. Nicht wenige Online Slots täuschen Spielerinnen und Spielern auf diese Weise vor, lediglich knapp an einem lukrativen Gewinn gescheitert zu sein. Um Freispiele zu starten, sind in der Regel 3 Scatter-Symbole zusammenzubringen. Taucht während einer Drehung der 2. Scatter auf, rotieren die restlichen Walzen oft auffällig langsam. Offensichtlich haben die Entwicklerstudios Kenntnis, wie beinahe erzielte Gewinne auf das menschliche Gehirn wirken.

Fazit

Beinahe-Gewinne lassen die gleichen Gehirnbereiche aufleuchten wie wirklich erzielte Gewinne. Insbesondere Video-Slots gaukeln Spielerinnen und Spielern gern vor, dass die ersehnte Auszahlung zum Greifen nahe war – obwohl der RNG definitiv eine Niete ausgewürfelt hat.

Casino Spiele benutzen auch laute Sounds und grafisch prachtvolle Effekte, was das menschliche Gehirn davon abhält, die Gewinnaussichten kritisch zu hinterfragen. Risikobereite Spielerinnen und Spieler sind vor allem deshalb weniger risikoscheu, weil ihre Gehirne anders strukturiert sind. Gehirnbereiche, die zur Vorsicht raten, sind kaum mit dem Nucleus accumbens verbunden, der bei Spielsüchtigen und Extremsportlern hell erstrahlt.

Online Casinos machen sich diese wissenschaftlichen Erkenntnisse wenig überraschend zunutze. Spielerinnen und Spieler, die ein Suchtverhalten zeigen, sollten sich von Casino Seiten tunlichst fernhalten.

FAQ

Nach wie vor wird daran geforscht, wie das menschliche Gehirn Verhaltensweisen steuert, beim Glücksspiel wie in anderen Bereichen. Nachstehende FAQ versuchen, Antworten zu liefern.

Dies hat genetische Ursachen. Menschen, die einer Sucht verfallen, haben häufig eine schwächer ausgeprägte Impulskontrolle. Ihnen fällt es schwerer, äusseren Reizen zu widerstehen. Wer schon eine andere Sucht entwickelt hat, läuft auch bei Glücksspielen Gefahr, problematische Tendenzen zu entwickeln.

Verschiedenste Forschungsarbeiten legen nahe, dass dauerhaftes Glücksspiel Nervenbahnen im Gehirn stärkt und verändert. Tatsächlich entwickelt sich das menschliche Gehirn ein Leben lang weiter, abhängig von unseren Aktivitäten.

Liegt eine Suchterkrankung vor, ist es ratsam, lokale Hilfsangebote zu nutzen. Idealerweise sollte eine Therapie begonnen werden. In jedem Fall sollten sich Spielerinnen und Spieler in allen Casinos sperren lassen und Software installieren, die den Zugang zu Online Casinos blockt.

Selbsttests, die online zuhauf zu entdecken sind, dienen als Ausgangspunkt, um die Spielgewohnheiten grundsätzlich zu hinterfragen. Um risikobereitem Spielen entgegenzuwirken, sind Limits auf Einzahlungen, Verluste und Einsätze sinnvoll.

Auch wenn Glücksspiel das Gehirn umbildet, lassen sich die Effekte ein Stück weit umkehren, indem sich Spielerinnen und Spieler den Reizen entziehen. Glücksspiel ist dann Gift, wenn andere Lebensbereiche akut bedroht werden.

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